Ouzo Varvayannis – Authentischer Genuss mit Tradition

Einleitung: Ein Besuch im „Home of Ouzo“

Ouzo Varvayannis ist für viele Griechenland-Kenner längst mehr als ein Anisschnaps. Wer einmal in Plomari auf der Insel Lesbos war, kennt den Namen oder entdeckt ihn eher zufällig. So wie wir, bei einem Spaziergang in Plomari mit dem Ziel Ouzo. Genauer gesagt, Ouzo Plomari. Der bekannte. Der mit dem Etikett, das jeder kennt.

Denn eins war von vorneherein klar: Wenn wir unseren Urlaub auf Lesbos verbringen, dann müssen wir unbedingt auch nach Plomari, auch wenn dieser berühmte Ort auf der gegenüberliegenden Seite unseres Teilzeit-Domizils lag. Denn als „Kenner“ tranken wir Ouzo Plomari, und nicht die Blörre, die wir in jedem griechischen Restaurant in unserer Heimat angeboten bekamen und bekommen.

Doch dann kam alles anders. Und besser.

Ouzo – Wie ein Destillat zur Nationalsache wurde

Der Ursprung des Ouzo liegt vermutlich im 19. Jahrhundert, als sich griechische Brenner daran machten, ihren eigenen Weg zwischen Raki, Tsipouro und Anisschnaps zu finden. Damals wie heute basierte alles auf einer einfachen Idee: Man nehme hochwertigen Alkohol, aromatisiere ihn mit Anis und schaffe daraus ein Getränk, das in keiner Taverne fehlen darf.

1889 wurde „Ouzo“ zum ersten Mal offiziell als Begriff verwendet. Seither ist er nicht nur geschützt, sondern ein Symbol für griechische Gastfreundschaft geworden. Kaum ein anderes Getränk ist so eng mit der Identität des Landes verknüpft wie dieser milchig-weiße Schnaps, der erst durchs Wasser seine ganze Seele zeigt.

Besonders auf Lesbos, genauer gesagt in Plomari, hat sich Ouzo zu einem Kulturgut entwickelt. In kaum einem anderen Ort gibt es so viele Destillerien auf so engem Raum. Die klimatischen Bedingungen, die Nähe zum Meer und die lange Tradition haben dafür gesorgt, dass gerade hier die besten Ouzo-Sorten entstehen.

Varvayannis – Eine Familiengeschichte seit 1860

Im Jahr 1860 gründete Efstathios Varvayannis(oder auch Barbagiannis geschrieben) die gleichnamige Destillerie mit einer klaren Vorstellung: Ouzo sollte kein Massenprodukt sein, sondern ein ehrliches, handwerkliches Getränk, das Tradition und Reinheit miteinander verbindet.

Bis heute ist Ouzo Varvayannisein Familienbetrieb. Inzwischen führt die fünfte Generation das Werk, ohne dabei an den Grundlagen zu rütteln. Die Destillation erfolgt in Kupferbrennblasen (Stills genannt), das verwendete Quellwasser stammt aus den Bergen bei Plomari und der Anis wird noch immer von örtlichen Bauern bezogen.
Hinzu kommt: Auf künstliche Zusätze, Zucker oder Aromastoffe wird vollständig verzichtet. Alles, was in die Flasche kommt, entsteht durch Zeit, Erfahrung und ein kompromissloses Bekenntnis zur Qualität.

Diese Kombination macht Barbagiannis nicht nur für viele Griechen zum bevorzugten Ouzo – sie sorgt auch dafür, dass selbst empfindlichere Genießer ihn besser vertragen. Kein Brennen im Hals, kein dumpfer Nachgeschmack, keine Reue am nächsten Morgen.

Wo Ouzo lebendig wird – Ein Besuch bei Varvayannis

Wir hatten nicht vor, dort Halt zu machen. Aber während der Durchfahrt durch Plomari stach uns ein unscheinbares Schild ins Auge: „Varvayanni Museum“.

Ein kleines Museum mit großer Wirkung

Für uns relativ überraschend war, dass der Eintritt kostenlos war. Drinnen entdeckten wir Geschichte zum Anfassen. Geräte, alte Flaschen, Aufzeichnungen, Vitrinen voller Gläser, Schriftstücke und andere Dinge rund um die Ouzo-Produktion. Alles sauber, schlicht, liebevoll kuratiert und mit englischen und griechischen Hinweisen versehen. Alles erzählt die Geschichte der Familie Barbagiannis und ihrer 164-jährigen Leidenschaft für Ouzo.

Natürlich strengt es wenig geübte Englisch-Sprecher ziemlich an, alle Hinweise aufmerksam zu lesen, aber auch das bloße Ansehen der alten Werkzeuge, der Bilder usw. war schon sehr interessant.

Destillerie Varvagiannis – Herzlichkeit trifft Handarbeit

Als wir uns verabschieden und das Museum gerade verlassen  wollten, gab uns die Mitarbeiterin den Hinweis, dass wir uns gerne auch die Produktion ansehen könnten, mit einer kleinen Führung. Ohne Anmeldung, ohne Aufpreis, ohne Umstände. „Einfach da hinten durch“, sagte die Frau am Empfang und lächelte. Sie bot uns gleich unseren ersten Ouzo Varvayannis an, dem später noch andere folgen sollten.

Meine Überraschung war groß, als ich erkannte, dass wir uns an einem Tisch mitten in der Produktionshalle befanden. Keine Glasscheiben, Absperrbänder oder sonstige Abstandhalter für aufdringliche Besucher störten unseren Blick auf den laufenden Betrieb. Durch den Raum laufende Fließbänder, Kessel, Paletten, Flaschen, die gerade befüllt wurden, wir waren mitten drin statt nur dabei.

Dann kam ein  Mitarbeiter zu uns und bot uns eine kleine Führung durch die Fertigung an. Wie es sich herausstellte, sind dort ausgesuchte Mitarbeiter auch dafür zuständig, Gäste durch die Produktion zu führen und ihre Fragen zu beantworten. Alles völlig unverkrampft und ausgesucht freundlich. Offensichtlich  machte er das mit absoluter Hingabe und vor allem Stolz auf „seine“ Firma und „seine“ Produkte.

„Hier wird Ouzo Varvayannisso hergestellt, wie es seit 164 Jahren Tradition und Standard ist: Langsam, ohne Temperaturhüpfer, mit Quellwasser aus Plomari und Anis aus regionalem Anbau. Keine chemischen Zusätze. Kein Zucker. Keine künstlichen Aromen. Unser Ouzo macht keine Kopfschmerzen. Der andere vielleicht. Aber unserer nicht.“

Die Verkostung – Vier Sorten, vier Stufen

Nach der Führung warteten vier Flaschen auf uns mit Probiergläschen, die das Fassungsvermögen unserer normalen heimischen Schnapsgläser deutlich übertraf.

Vier Sorten standen zur Auswahl, der auch bei uns bekannte grüne (bezogen auf die Farbe des Etiketts, der schon weniger bekannte blaue, der Evzon und der stärkste Vertreter mit dem schönsten Namen: Aphrodite. Unterschiedlicher Alkoholgehalt, unterschiedlicher Charakter. Von mild bis kräftig. Von samtig bis fast wachmachend.

Natürlich wollten wir probieren, bedachten dabei aber nicht, dass dort sehr großzügig eingeschenkt wird. Der Versucher war fast doppelt soviel wie zuhause ein regulärer Schnaps. Draußen 35° im Schatten und jeder von uns dann drei Ouzo, aber nur, weil wir nach dem dritten freundlich abgelehnt hatten. Und trotzdem mussten wir die Fahrtüchtigkeit erst wieder durch eine längere Pause im Ort wieder herstellen. Denn an Rückfahrt war im Moment nicht zu denken.

Was Ouzo Varvayannis so besonders macht

Das Erfolgsgeheimnis von Ouzo Varvayannis liegt in einer Kombination aus Erfahrung, Konsequenz und einem respektvollen Umgang mit den Zutaten. Seit 1860 wird hier noch in traditionellen Kupfer-Stills destilliert, ohne dass man dabei jemals auf Effizienz um jeden Preis gesetzt hätte. Wichtig war und ist seit jeher die Qualität.

Der verwendete Anis stammt ausschließlich von Bauern aus der Region rund um Plomari. Das Wasser, das bei der Herstellung zum Einsatz kommt, ist kristallklares Quellwasser – weich, rein, ohne jede Behandlung.
In die Flaschen kommt nur, was die Familie Varvayannis selbst für gut genug hält. Keine künstlichen Aromen, kein Zucker, keine Zusatzstoffe. Und bevor der Ouzo abgefüllt wird, darf er noch eine Reifezeit durchlaufen. Das macht ihn so klar im Geschmack und so verträglich bei gleichzeitig ziemlich hohen Alkohol-Gehalt, wie wir kurz darauf selbst feststellen durften.

Ouzo trinken wie ein Grieche – So geht’s richtig

Die große Frage vieler Urlauber lautet: Wie trinkt man Ouzo eigentlich richtig?
Die Antworten darauf sind so vielfältig wie die Ouzo-Trinker selbst. Und doch gibt es eine Empfehlung, die sich wie ein roter Faden durchzieht.

Pur ist der Ouzo von Varvayannisein Erlebnis für Fortgeschrittene. So schmeckt man die Tiefe, die feinen Noten des Anis, die Wärme des Alkohols. Doch wer ihn sanfter erleben möchte, mischt ihn mit kühlem Wasser. Dabei passiert etwas Faszinierendes: Der Ouzo wird milchig, weil sich die ätherischen Öle des Anis entfalten, ein Effekt, der bei Kennern fast als Ritual gilt.

So halten es auch die alten Griechen, die in ihrem Kafenion den Tag verbringen, indem sie Tavli spielen, ein Schwätzchen mit den Freunden halten und nebenbei gefühlt einen Nachmittag lang an ihrem Elliniko und Ouzo schlürfen.

Die Eiswürfel lässt man am besten weg. Sie schocken das Aroma, kühlen zu schnell und verändern den Geschmack. Viel besser ist es, ein vorgekühltes Glas zu nehmen und darin Ouzo und Wasser zu verbinden. Langsam, mit Ruhe, fast wie ein kleines Zeremoniell. Allerdings wurde uns versichert, dass eisgekühltes Wasser akzeptabel sei.

Ouzo Plomari vs. Varvayannis – Zwei Wege, ein Ort 

Plomari gilt als die heimliche Hauptstadt des Ouzo – und das mit gutem Grund. Mehrere Destillerien sind hier beheimatet, doch eine sticht besonders hervor: Die Destillerie hinter dem international bekannten Label „Ouzo of Plomari“.

Was diese Marke so erfolgreich macht, ist nicht nur der Geschmack, sondern vor allem das Konzept dahinter. Die Flasche ist unverwechselbar, das Design durchdacht, der Vertrieb professionell organisiert. Ouzo Plomari hat es geschafft, sich als Aushängeschild des griechischen Ouzos zu etablieren. Nicht nur im Inland, sondern auch auf internationalen Märkten gilt schließlich Plomari als „Home of Ouzo“.

Dabei handelt es sich um ein Produkt, das klar auf breite Akzeptanz ausgelegt ist. Es ist massenproduziert, verwendet verschiedene Zusätze zur Abrundung des Geschmacks und bleibt geschmacklich dennoch angenehm und ausgewogen. Auch ich habe diesen Ouzo viele Jahre lang gern getrunken – und tue es durchaus noch immer, je nach Gelegenheit.

Doch wer einmal Ouzo Varvayannis probiert hat, merkt schnell: Hier geht es nicht um Markenbildung, sondern um Substanz. Kein Zucker, keine Zusatzstoffe, keine Anpassung an internationale Trends. Hier gilt noch das traditionelle Handwerk, wie es früher war. Fein, pur, kompromisslos mit der einzigartigen Qualität.

Beide Ouzo-Stile haben ihre Berechtigung. Der eine überzeugt durch Zugänglichkeit und Wiedererkennungswert, der andere durch Charakter und Tiefe. Dass sie im selben Ort entstehen, zeigt, wie vielfältig griechische Brennkunst sein kann und warum der Ort Plomari für Ouzo-Liebhaber ein echtes Muss ist.

Fazit: Ouzo Varvayannis – Mehr als nur ein Getränk

Ouzo war für mich lange einfach das: Ein Anisschnaps für den Sonnenuntergang und ein willkommenes Dankeschön für den Besuch „beim Griechen“. Doch nach dem Besuch bei Varvayannis ist klar: Da steckt viel mehr dahinter.

Ouzo Varvayannis steht für Tradition, Qualität, Ehrlichkeit. Für Handwerk ohne Show. Für Geschmack ohne Reue. Für einen Ort, der Ouzo lebt und nicht nur produziert.

Hast du deinen Lieblings-Ouzo schon gefunden? Oder bist du wie ich einfach neugierig auf das Echte?
Erzähl’s mir in den Kommentaren – und vielleicht stoßen wir irgendwann gemeinsam an. Στην υγειά μας!

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