Magisches Amorgos – Die Insel, die Filmgeschichte schrieb und Künstler verzaubert

Einleitung

Amorgos ist eine Insel für Individualisten, Filmfans und Menschen, die noch irgendwie das „alte“ Griechenland finden und erleben wollen. Die schroffen Klippen, die tiefblaue bis karibikfarbene Ägäis und das Licht, das selbst weiße Mauern in ein Kunstwerk verwandelt, machen sie einzigartig. Wer einmal hier war, versteht, warum Regisseure, Maler und Schriftsteller von der Insel angezogen werden.

Besonders weltberühmt wurde Amorgos durch den Film Le Grand Bleu („Im Rausch der Tiefe“) von Luc Besson. Noch heute spürt man auf der Insel den Einfluss des Films – in einer Bar, die ihn jeden Abend zeigt, an den Stränden, die zur Leinwand wurden, und in der französischen Fan-Community, die bis heute hierher pilgert.

Doch Amorgos hat noch viel mehr zu bieten: eine der faszinierendsten Choras der Kykladen, das spektakuläre Kloster Panagia Chosoviotissa und eine Natur, die sich hinter keiner anderen Insel Griechenlands verstecken muss.

Amorgos & Le Grand Bleu – Eine Filmkulisse, die Tourismusgeschichte schrieb

Luc Besson verliebte sich sofort in die raue Schönheit Amorgos’. Die ikonischen Unterwasserszenen seines Films wurden an der berühmten Bucht von Agia Anna gedreht, direkt unterhalb des Klosters Panagia Chosoviotissa. Das kristallklare Wasser, das dramatische Felsenpanorama und die abgeschiedene Lage machten diesen Drehort unvergesslich.

In Xilokeratidi, einem Ortsteil von Katapola, gibt es eine Bar mit dem Namen Le Grand Bleu. Seit 1988 wird hier jeden Abend der Film gezeigt – eine Hommage an das Werk, das Amorgos auf die Kinoleinwände und in die Herzen vieler Filmfans katapultierte. Der Film mit dem gleichen Originaltitel, „Le Grand Bleu“ – „Im Rausch der Tiefe“ und damit auch diese Bar und die ganze Insel, haben nicht nur unter Tauchern Kultstatus erreicht .

Der Film brachte eine völlig neue Besuchergruppe auf die Insel, die Franzosen. Bis heute ist Amorgos ein beliebtes Reiseziel für frankophone Touristen, die die Orte aus dem Film erkunden wollen. Doch anders als auf anderen Filmkulissen-Inseln hat Amorgos seinen authentischen Charme bewahrt. Kein Massentourismus, keine überladenen Souvenirläden – hier findet man noch das echte Griechenland.

Interessanterweise sind einige Drehorte im Film gar nicht so leicht wiederzuerkennen. Einige Szenen wurden bewusst so inszeniert, dass sie das mystische, entrückte Flair der Insel noch verstärken. Besonders spannend für Fans: Manche Inselbewohner erinnern sich noch lebhaft an die Dreharbeiten und erzählen gerne die ein oder andere Anekdote von damals.

Chora – Das weiße Herz von Amorgos und seine künstlerische Seele

Die meisten Kykladen-Inseln haben eine Chora, die von den Einheimischen auch meist so bezeichent, aber kaum eine ist so eindrucksvoll wie die von Amorgos. Sie liegt hoch in den Bergen, umgeben von Wind und Stille. Am oberen Ortsrand sind noch, leider im Verfall begriffene, Windmühlen zu bewundern, die man gerne mit ihren nicht mehr vorhanden Segeln in Aktion sehen würde.

Wer durch die engen, gewundenen Gassen schlendert, sieht fast nichts als weiß: strahlende Häuser, verwinkelte Treppen, blendend helle Kirchen.

Es ist ein Labyrinth, das Künstler in seinen Bann zieht.

Fotografen lieben das Licht hier – besonders in den frühen Morgenstunden oder bei Sonnenuntergang. Schriftsteller und Maler finden in der Abgeschiedenheit Inspiration. Ein gutes Buch, ein Frappe oder Ouzo, ein Teller Mezedes – und schnell wird aus einem geplanten Ausflug am Vormittag ein ganzer Tag. Die Chora ist kein Ort für Eile. Hier lässt man sich treiben, taucht ein in das langsame Leben, das Amorgos so besonders macht. Viele, die kommen, bleiben länger als geplant.

Die Chora wird oft als „Dorf der 100 Kirchen“ bezeichnet, doch nach Zählungen von Touristen und Einheimischen gibt es dort etwa 35 Kirchen oder Kapellen. Angesichts der nur rund 400 ständigen Einwohner eine beeindruckende Zahl. Wie genau die Betreuung der Kirchen organisiert ist, bleibt ein kleines Rätsel – sicher ist, dass einige nur zu besonderen Anlässen geöffnet werden, während andere regelmäßig für Gottesdienste genutzt werden.

Das Kloster Panagia Chosoviotissa von Amorgos – Ein Wunderwerk an der Steilküste

Ein Meisterwerk der Architektur und Spiritualität ist das Kloster Panagia Chosoviotissa (Παναγία Χοζοβιώτισσα), welches als eines der bekanntesten Wahrzeichen von Amorgos gilt. Es wurde im 11. Jahrhundert in eine fast senkrechte Felswand gebaut, 300 Meter über dem Meer. Der Anblick, wenn man sich auf dem steilen Pfad nähert, ist atemberaubend. Weiß leuchtet das Kloster aus dem dunklen Felsen heraus – wie ein Wunder, das der Schwerkraft trotzt.

Das war aber laut älteren Beschreibungen nicht immer so. Die Farbe des Putzes war an die der umgebenden Felsen angepasst und zusammen mit der maximalen Breite von nur fünf Meter optisch quasi mit dem Felsen verbunden und damit vom Meer aus so gut wie unsichtbar. Das bot den bestmöglichen Schutz vor Piratenüberfällen, die in der Ägäis lange eine ständige Bedrohung waren. Von hier oben konnten sich die Mönche frühzeitig auf nahende Gefahren vorbereiten.

Die Errichtung an dieser exponierten Stelle war aber nicht nur aus einem Schutzbedürfnis heraus gewählt, sondern hatte auch einen symbolischen Charakter. Man war so nicht nur näher am Himmel, sondern auch näher an Gott.

Die Mönche, die hier leben, empfangen Gäste traditionell mit Rakomelo, einem warmen Honig-Raki. Ein Besuch ist nicht nur eine Besichtigung, sondern eine Erfahrung, die bleibt.

Wo sich das wahre Amorgos zeigt – Strände, Natur & Geheimtipps

Wandern auf Amorgos – Ein Netz aus uralten Wegen

Amorgos ist ein Paradies für Wanderer. Die alten Monopatia, die einst die Dörfer verbanden, führen heute durch eine atemberaubende Natur. Die Wege sind gut markiert und reichen von leichten Strecken entlang der Küste bis hin zu anspruchsvollen Bergpfaden.

Einige Routen führen durch dichte Wacholder- und Pinienhaine, andere über karge Höhenzüge mit spektakulären Ausblicken über die gesamte Insel. Besonders beeindruckend ist der Weg zum höchsten Punkt der Insel, dem Krikelos, von wo aus man die Inselwelt der Kykladen überblicken kann.

Auch wenn natürlich die klassische Wanderzeit auf den Inseln der Ägäis eher im Frühjahr anzusiedeln ist, sollte man auf diese Ein- und Ausblicke auch im Sommer nicht verzichten. Die meist sehr aktiven Meltemia machen das Wandern trotzdem erträglich.

Viele Wanderwege kreuzen historische Stätten, alte Klöster oder kleine, fast vergessene Kapellen, die sich malerisch in die Landschaft fügen. Das Wandern auf Amorgos ist mehr als ein Naturerlebnis – es ist eine Reise durch Geschichte und Tradition.

Die Strände von Amorgos – Wilde Buchten und unberührte Schönheit

Die Strände von Amorgos sind weit entfernt vom Massentourismus und bewahren eine Ursprünglichkeit, die man auf anderen Inseln oft vergeblich sucht. Viele Buchten sind nur über Schotterwege oder zu Fuß erreichbar, was sie besonders ruhig macht.

Mouros Beach ist einer dieser versteckten Orte. Nach einer kurzen Wanderung entlang eines steinigen Pfads eröffnet sich der Blick auf eine spektakuläre Felsenküste. Das tiefblaue bis karibikfarbene Wasser ist besonders klar und ideal für Schnorchler, die hier faszinierende Höhlen und Unterwasserformationen erkunden können. Eine kleine Taverne oberhalb des Strandes bietet griechische Spezialitäten mit einer unvergleichlichen Aussicht.

Kalotaritissa Beach, eine geschützte Bucht im Südwesten der Insel, besticht durch ihren goldgelben Sand und das türkisfarbene Wasser. Der Zugang ist einfach, da eine Straße direkt bis zum Strand führt. Trotz der guten Erreichbarkeit bleibt Kalotaritissa ein ruhiger Ort, vor allem in der Nebensaison. In der Nähe ankern oft kleine Fischerboote, die das maritime Flair der Region unterstreichen.

Levrossos Beach, nur zu Fuß oder per Boot erreichbar, ist ein echter Geheimtipp. Hier gibt es keine Strandliegen oder Bars – nur feinen Sand, kristallklares Wasser und die Natur.

Maltezi Beach hingegen lockt vor allem Schnorchler an. Die bunte Unterwasserwelt und das ruhige Wasser machen ihn zu einem idealen Spot für alle, die das Meer in seiner ganzen Vielfalt erleben möchten.

Leben im Dorf – Alltag außerhalb der Saison

Wenn die Touristen gehen, kehrt Ruhe auf Amorgos ein. Die Inselbewohner widmen sich dann wieder den Tätigkeiten, die seit Jahrhunderten ihren Lebensrhythmus bestimmen. Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle – Olivenhaine und kleine Gemüsefelder versorgen die Familien und der berühmte amorgische Käse wird in den Bergen produziert.
 
Auch die Fischerei ist ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Während im Sommer viele Boote für Ausflüge genutzt werden, liegt der Fokus im Winter auf dem Eigenbedarf. Die Fischer werfen ihre Netze aus, und in den Tavernen wird fangfrischer Fisch serviert – oft nur für eine Handvoll Gäste, die die Stille der Nebensaison genießen.
 
Handwerk ist eine weitere Lebensgrundlage. Schreiner, Bootsbauer und Weber arbeiten an ihren traditionellen Produkten, die auch über die Insel hinaus bekannt sind. Die Dorfbewohner reparieren Häuser, pflegen ihre Gärten und bereiten sich auf die nächste Saison vor.
 
Abends trifft man sich in den Kafenions. Hier wird nicht nur Ouzo getrunken, sondern auch diskutiert – über Politik, das Wetter oder einfach das Leben. Besonders in den Wintermonaten, wenn der Tourismus fast vollständig ruht, zeigt sich der wahre Gemeinschaftsgeist der Insel.

Fazit: Amorgos ist mehr als ein Reiseziel – es ist ein Gefühl

Amorgos ist keine Insel, die sich jedem sofort erschließt. Sie ist kantig, stolz und verlangt, dass man sich auf sie einlässt. Ich persönlich, der die Herzlichkeit, Wärme, Lebensfreude der Menschen auf den nord-/ostägäischen Inseln liebt, war bei meinem Aufenthalt auf Amorgos etwas von der teilweise schroffen, abweisenden Art enttäuscht.

Doch wer sich Zeit nimmt, entdeckt eine Welt, die nicht von Trends und Massentourismus bestimmt wird, sondern von Authentizität, Geschichte und einer einzigartigen Atmosphäre. Dieses schwer zu beschreibende Gefühl, das sich einstellt, wenn man als einziger Wanderer oben auf dem Krikelos steht und einen Blick über die gesamte Insel wirft, wenn man vor diesem beeindruckenden Kloster Chosoviotissa steht, das sich an den Felsen schmiegt, genau das bietet Amorgos im Überfluss.

Hast du Amorgos bereits besucht? Welche Erinnerungen hast du an diese besondere Insel? Teile sie in den Kommentaren – ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!

Hast du auch Lust auf andere, wunderschöne, touristisch nur teilüberlaufene Inseln? Schau mal da!

Tipps für die Reiseplanung

Du planst eine Reise nach Amorgos? Diese Dinge haben mir geholfen, die Insel optimal zu entdecken:
Meine Lieblings-Reiseführer sind aus dem Hause Michael-Müller-Verlag. Amorgos findest du dort!
Die für mich besten Wanderführer für Griechenland stammen aus der Feder von Dieter Graf. Schau da!

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