Reisen auf der Fähre – War früher alles besser? Ein nostalgischer Vergleich

1. Reisen auf der Fähre – Nostalgie oder nur noch Transport?

Ich erinnere mich noch genau an meine ersten Fährüberfahrten in Griechenland. Schon das Betreten des Schiffes fühlte sich an wie der erste Schritt in den Urlaub. Das rege Treiben im Hafen, die Trillerpfeifen der Hafenpolizei, der Ansturm der mit Gepäck beladenen Passagiere befeuerten noch zusätzlich die Vorfreude auf den bevorstehenden Aufenthalt auf „meiner“ Insel.

Doch in den letzten Jahren habe ich festgestellt: Irgendetwas hat sich verändert.

Die Fähren sind moderner, schneller und bequemer geworden – aber ist das wirklich eine Verbesserung? Oder war die Fahrt auf den alten Fähren früher nicht entschleunigter, intensiver, vielleicht sogar schöner?

In diesem Artikel nehme ich dich mit auf eine kleine Zeitreise durch die Welt der Fährreisen. Ich vergleiche meine Erlebnisse von damals mit den heutigen Fähren und stelle mir die Frage: War früher wirklich alles besser – oder ist das nur nostalgische Verklärung?

Was denkst du? Lies weiter und entscheide selbst!

2. Früher: Nostalgische Erinnerungen an das Reisen auf der Fähre

Ich erinnere mich gerne an meine ersten selbstgeplanten Individualurlaube in die wundervolle griechische Inselwelt. Erste Anlauf-Adresse nach der Landung in Athen war immer -je nach Flug- und Abfahrtszeiten der Fähre- der Fährhafen in Piräus.

Als „Neuling“ musste man sich erstmal orientieren und erkannte sehr schnell, dass man fußläufig so mal eben schnell garnichts ausrichten kann. Ebenso, dass man sich vielleicht besser hätte vorher schlau machen sollen, von welchem Gate aus die Fähre ablegt und vor allem, wie man dort hinkommt!

Das Boarding: Der chaotische, aber spannende Kampf um die besten Plätze

Hatte man dann „sein“ Gate glücklicherweise gefunden, befand man sich gleich mitten im Trubel aus Trillerpfeifen der Hafenpolizei, hupenden Lastwagen, Autos und Wohnmobilen, vielstimmigen Anweisungen des Fährpersonals und der mit Macht in die Fähre drängende Menschenmasse mit Koffern, Rucksäcken, undefinierbaren Gepäckstücken und sogar Tieren.

Freiheit & Abenteuer – Die einzigartige Atmosphäre alter Fähren

Warum es die Leute so eilig hatten, verstand man dann an Bord, als man sich einen gemütlichen Platz im Außenbereich für die Übernachtung suchte. Die Neulinge oder die, die zu spät dran waren, mussten sich mit dem Platz über/neben den stampfenden Schiffsdieseln oder mit Bereichen genau in der Abgasfahne der Motoren zufrieden geben.

Auch sonst war man von Luxus und Komfort relativ weit entfernt. Dafür wurde man aber reichlich belohnt! Wer schon beim Camping einmal an einmal an einem in einer heißen Sommernacht außerhalb des Zeltes im Schlafsack übernachtet hat und völlig verzaubert war, hat eine Vorstellung davon, wie es auf der nächtlichen Fahrt mit der Fähre ist.

Der Blick in den magischen Sternenhimmel lässt einen fast glauben, im Weltall zu schweben angesichts der Milliarden von Sternenlichtern, die man so noch nie vorher wahrgenommen hat. Sternschnuppen zählen wird zu einem beinahe schon mühevollen Unterfangen. Garniert wird das Ganze durch die feuchte Meeresgischt, die einen umgibt und diese erste Nacht auf See zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Geräusche, Gerüche & der ungeschminkte Charme der Seefahrt

Trotzdem die Dieselmotoren im ununterbrochenen Rhythmus brummten, habe ich damals so wunderbar geschlafen wie selten zuvor, da ich auch aufgrund des nicht so optimalen Platzes keine anderen Passagiere in der Nähe hatte, die diese besondere Atmosphäre durch ihre Gespräche störten.

Die Dieselschwaden nahm ich dafür deswegen gerne in Kauf, auch, dass am folgenden Morgen der Schlafsack salzig-feucht war, genauso wie Haut und Haare.

Und auch wenn ich vielleicht anfangs ein ungutes Gefühl hatte, niemand machte sich an meinem Gepäck zu schaffen während ich geschlafen oder die Toiletten aufgesucht hatte.

Ein einzigartiges und unvergessliches Erlebnis!

3. Heute: Mehr Komfort, aber weniger Charme?

Im Laufe der Jahre fand dann eine für mich schleichende Veränderung statt. Die alten rundum offenen Fähren wurden langsam durch größere, schnellere, „komfortablere“ und bis auf die Heckdecks rundum geschlossene Fähren ersetzt.

Reisen auf der Fähre heute: Effizient, aber weniger magisch?

Ein Fährticket ist heute mit wenigen Klicks gebucht, der Platz ist zugewiesen, und die Überfahrt verläuft weitgehend organisiert. Doch während sich der Komfort zweifellos verbessert hat, frage ich mich: Ist dabei auch ein Stück des ursprünglichen Reisegefühls verloren gegangen?

Mehr Komfort, weniger Charme – Wie moderne Fähren das Reisegefühl verändern

Heute habe ich mit der Online-Buchung meines Fährtickets einen fest zugewiesenen Pullman-Chair wie in einem Kino-Vorführraum. Alles ist deutlich eleganter, sauberer und passagierfreundlicher mit verschiedenen Bars und/oder Bereichen, in den ich Essen und Trinken kaufen kann.

Die Toiletten sind deutlich sauberer als auf den alten Fähren, bei denen man mitunter beim Toilettenbesuch über seine Schmerzgrenze gehen musste. Dasselbe gilt für die Waschbereiche, die jedoch in den meisten Fällen ihre Bedeutung verloren haben, da man in wesentlich kürzerer Zeit an sein Ziel kommt und damit selten auf Fähren angewiesen ist, wo die Fahrtroute ein Ankunftszeit erst am nächsten Tag unvermeidbar macht.

Aber stellt das wirklich auch eine Verbesserung dar?

Entschleunigung ade? Warum sich das Reisen auf der Fähre verändert hat

Für mich persönlich stellte die Anfahrt mit der Fähre immer auch einen wichtigen Teil meines Urlaubs dar: Das Ankommen! Die Entschleunigung, die mir nachdrücklich klar macht, dass jetzt die wichtige Zeit des Jahres gekommen ist, den Alltag und Stress hinter mir zu lassen und die Akkus wieder aufzutanken.

Lärm, Hektik & fehlende Ruhe – Die Schattenseiten moderner Fähren

Auf den modernen Fähren entfällt dieser Aspekt für mich großteils. Ich habe die Wahl, mir einen der oftmals umkämpften Plätze auf einem der Heck-Decks zu ergattern oder meinen mir zugewiesenen Platz im Pullman-Bereich einzunehmen. Beides bedeutet, sich in ein ohrenbetäubendes Getöse aus Kinderschreien, Viel- bzw. Endlostelefonierern, Debattierenden oder sonstwie Lärm produzierende Menschen begeben zu müssen.

Transport statt Erlebnis – Ist die Fähre nur noch Mittel zum Zweck?

Weder Entschleunigung, noch Seele baumeln lassen ist angesagt, sondern die Fortsetzung des Alltags an anderer Stelle. An Stelle des Ankommens und damit eines Teils des Urlaubs ist eine reine Transportetappe getreten, die nahtlos an das Kutschieren in der Holzklasse im Flugzeug anschließt, was definitiv auch keine Entspannungsmaßnahme darstellt.

4. Die letzten Relikte eines unvergesslichen Reisegefühls

Ein paar wenige dieser Dinosaurier haben sich, Gott sei Dank, dem Fortschritt vehement widersetzt und haben allen Unkenrufen zum Trotz den rasanten Wechsel überlebt. Ganz vorne steht dabei die gute, alte Skopelitis, die jeder Island-Hopper Griechenlad-Individual-Urlauber sicher kennt.

Skopelitis & Pantofles – die kleinen Fähren mit großer Seele

Einige weitere Vertreter dieser Art sind die unter dem Namen Pantofles zusammengefassten Fähren, die zwischen den kleineren Inseln verkehren und ihren Spitznamen aufgrund ihrer unverwechselbaren Form erhalten haben, die einem Schuh ähneln.

Auch wenn diese Originale keine längeren Übernachtfahrten bedienen, ist es trotzdem ein schönes, nostalgisches Erlebnis, sie für Ausflüge auf Nachbarinseln zu nutzen.

5. Fazit: War früher wirklich alles besser?

Es ist definitiv eine Frage der persönlichen Standpunkts, ob man die Antwort auf diese Frage unter nostalgische Erinnerungen oder verklärte Sichtweise verbucht.

Ob man diese einzigartige Nostalgie alter Fähren noch irgendwo erleben kann, würde ich zumindest für Griechenland eher mit nein beantworten. Ein Vergleich zwischen Fährreisen damals und heute ist nur dann zulässig, wenn ich auch die jeweiligen Zeiten miteinander vergleiche.

Die modernen Fähren entsprechen dem Zeitgeist. Äußeres Blendwerk mit unbestreitbaren Vorteilen, die eine technische Weiterentwicklung ermöglicht hat. Was aber auf der Strecke bleibt, ist der Mensch und vor allem das, was Griechenland uns schon immer geschäftigen Mitteleuropäern voraus hatte:

Eine Besinnung auf das Wesentliche im Leben und der Fokus auf das hier und jetzt.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen